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„Wir alle erleben eine Ausnahmesituation, wie wir sie in der 2. Republik noch nicht erlebt haben“, sagte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner heute, Freitag, in einer Pressekonferenz in St. Pölten. Weiters am Podium: LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf, Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig, der Direktor für Medizin und Pflege der NÖ Landesgesundheitsagentur Markus Klamminger sowie Regina Klenk von der Landessanitätsdirektion.

Alle im Zuge der Corona-Krise gesetzten Maßnahmen haben ein Ziel, betonte die Landeshauptfrau: „Wir wollen vor allem unsere älteren Mitmenschen schützen. Indem wir die sozialen Kontakte reduzieren, wollen wir die Verbreitung des Virus eindämmen bzw. zeitlich verzögern.“ Nach den Angaben der Virologen verbreite sich das Virus exponentiell, so Mikl-Leitner: „Bei einer Reduktion der Kontakte um ein Viertel senken wir das Risiko einer Ansteckung um die Hälfte.“

Es seien daher in den letzten Tagen und Wochen wichtige und richtige Maßnahmen gesetzt worden, erinnerte die Landeshauptfrau an den Einreisestopp aus Italien, die Einschränkung von Veranstaltungen, die Einstellung des Lehrbetriebs an den Universitäten und Fachhochschulen oder auch die Maßnahmen im Schul- und Kindergartenbereich sowie im Bereich der Kliniken und Pflegeheime. Zu all den Maßnahmen habe es seitens des Bundes klare Erlässe sowie Informationsschreiben der niederösterreichischen Behörden gegeben, „damit es für alle Betroffenen Klarheit gibt“, betonte sie. Mikl-Leitner: „All diese klaren Vorgaben und Maßnahmen sind einem Ziel untergeordnet: Die sozialen Kontakte zu reduzieren und die Funktionsfähigkeit unserer Einrichtungen sicher zu stellen.“

Es gebe viele Berufsgruppen, die derzeit besonders gefordert seien, sagte die Landeshauptfrau weiters. Sie wolle daher dem Gesundheitspersonal, den Polizistinnen und Polizisten sowie auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im öffentlichen Verkehr, im Lebensmittelhandel oder auch in den Apotheken und Drogerien „ein herzliches Dankeschön für ihre Kraftanstrengung, ihren Einsatz und ihr Engagement“ sagen. „Jetzt gilt es, zusammen zu stehen und zusammen zu helfen“, hielt sie fest.

Die aktuelle Entwicklung mit Stand von heute Morgen 428 Erkrankten in Österreich und 63 in Niederösterreich zeige, dass die Verbreitung des Virus in Österreich „den gleichen Weg nimmt wie in den anderen europäischen Staaten“, fuhr die Landeshauptfrau fort. Es seien daher heute in einer Sitzung im Bundeskanzleramt gemeinsam mit den zuständigen Ministerien und den Landeshauptleuten weitere Maßnahmen besprochen und beschlossen worden. Dabei bezog sie sich etwa auf die Aufforderung an Unternehmen, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Teleworking zu ermöglichen, auf die Schließung von Restaurants und Bars ab 15 Uhr und auf die Schließung von Geschäften mit Ausnahmen wie z. B. den Lebensmittelhandel, Apotheken und Drogerien. Von Seiten des Landes werde man diese Maßnahmen „selbstverständlich mittragen und umsetzen“, betonte Mikl-Leitner. So habe sie schon am Montag dieser Woche den Auftrag gegeben, zu erheben, in welchen Arbeitsfeldern der Landesverwaltung es möglich sei, die Arbeit von zuhause aus im „home office“ zu erledigen, auch wenn es „selbstverständlich Bereiche gibt, wo man vor Ort sein“ müsse. Weiters habe man beschlossen, ab Montag die Bürgerservice-Stellen des Landes zu schließen: „Bei dringenden Erledigungen kann man telefonisch Kontakt mit der Bezirkshauptmannschaft aufnehmen.“ „Besondere Situationen verlangen besondere Maßnahmen“, und diese würden „Schritt für Schritt gesetzt“, so Mikl-Leitner, die erneut einen Appell aussprach, soziale Kontakte einzuschränken und persönliche Kontakte über Telefon oder Skype zu pflegen. „In dieser herausfordernden Situation ist es wichtig, zusammen zu halten. Wir wissen, dass diese Maßnahmen unser Leben und unseren Lebensstil verändern. Aber diese Maßnahmen sind wichtig und richtig, um die Verbreitung des Virus einzuschränken und die ältere Generation zu schützen.“ Die ältere Generation könne auch selbst einen Beitrag leisten, um sich zu schützen, betonte die Landeshauptfrau: „Ich appelliere an die ältere Bevölkerung, zuhause zu bleiben, in ihrer Wohnung, in ihrem Haus, und an die jüngere Generation, die Älteren zu unterstützen, etwa wenn es darum geht, Medikamente oder Lebensmittel zu besorgen“.

„In Niederösterreich gibt es 384 Intensivbetten mit Beatmungsmöglichkeit“, informierte LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf. Es gehe nun darum, diese Kapazitäten für Risikopatienten und Akutereignisse freizuhalten, unterstrich er. Auch in der Landesgesundheitsagentur treffe man im Moment Vorbereitungen, um jederzeit aktuell reagieren zu können.

Pernkopf dankte im Zuge der Pressekonferenz allen beteiligten Institutionen, wie dem Landesenergieversorger, den Gemeinden, Verbänden und vor allem den landwirtschaftlichen Betrieben. „Wir haben eine verlässliche Landwirtschaft“, sprach er einen klaren Appell aus: „Hamsterkäufe sind nicht notwendig“. Zudem dankte er den Unternehmen und Betrieben, die „mit viel Verantwortungsbewusstsein am Werk“ seien und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Freiwilligendienste, unter anderem beim Roten Kreuz, dem Samariterbund und allen Einsatzorganisationen, ermöglichen.

Von den in Niederösterreich 63 positiven Fällen seien zwei bereits wieder gesund, von den 61 noch Erkrankten seien 58 in häuslicher Quarantäne, drei in Krankenhäusern in Wien bzw. Niederösterreich, informierte Pernkopf über die aktuellen Zahlen.

Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig sagte, dass es darum gehe, „die Fallzahl an Erkrankten möglichst gering zu halten.“ Die Einschränkungen für das Leben der Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher hätten zum Ziel, die Verbreitung des Virus zu verlangsamen. „Es geht darum ältere und vorerkrankte Menschen zu schützen“, so die Landesrätin.

Ihren Dank richtete Königsberger-Ludwig an den Sanitätsstab des Landes sowie an die Bezirksverwaltungsbehörden sowie an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Gesundheitsnummer 1450, das Rote Kreuz und den ASBÖ. Zugleich unterstrich die Landesrätin, dass es wichtig sei, hygienische Maßnahmen einzuhalten, Kontakte zu vermeiden und Ruhe zu bewahren. „Es besteht kein Grund zur Panik, aber Grund zur Vorsicht. Gemeinsam werden wir die Herausforderungen meistern“, so die Landesrätin abschließend.

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