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1, 2 oder 3? Wir wollen ein Klimaticket, mit dem man um einen Euro in einem Bundesland, um zwei Euro in zwei Ländern und um drei Euro pro Tag mit den öffentlichen Verkehrsmitteln durch ganz Österreich fahren kann. Denn sauberer Verkehr ist wichtig, um dem Klimawandel entgegenzuhalten.

Was für viele Menschen heute noch der Autoschlüssel ist, soll in Zukunft das leistbare Öffi-Ticket sein. Sauberer Verkehr ist ein wesentlicher Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz. „Dazu soll ein österreichweites Klimaticket eingeführt werden – um drei Euro am Tag für alle Öffis, also Bahn, Bus und U-Bahn“, erklärt SPÖ NÖ Landesparteivorsitzender, LHStv. Franz Schnabl. Der SPÖ-Plan sieht ein mehrstufiges Modell vor: Für zwei Euro am Tag sind zwei Bundesländer abgedeckt, um einen Euro am Tag ein Bundesland. „Damit Öffis für noch mehr Menschen eine Alternative zum Auto werden, müssen sie günstiger, schneller und komfortabler werden“, sagt Schnabl. Die SPÖ NÖ hat unter noe1euro.spoe.at eine Petition für das 365-Euro-Öffi-Jahresticket gestartet, diese Forderung erhält durch das bundesweite 1-2-3-Ticket-Vorhaben Unterstützung.

Für ihn sei ein derart günstiges Ticket eine gewaltige Verbesserung, „aber natürlich muss es einhergehen mit dem Ausbau der Infrastruktur und der Kapazitäten.“ Schon derzeit seien die Öffis in den Stoßzeiten, also dann, wenn PendlerInnen sie brauchen, oft stark überfüllt. „Eine Vergünstigung der Ticketpreise wird die Nachfrage steigen lassen. Deshalb muss es gleichzeitig einen Ausbau bei Infrastruktur und Frequenzen geben“, weist Schnabl hin: „Denn was nützt mir ein Ticket für einen Euro pro Tag, wenn ich in einer Gemeinde im Wald- oder Weinviertel wohne, in dem einmal am Tag der Bus in die nächste Bezirkshauptstadt fährt?“ Die Weststrecke der Bahn würde beispielsweise von viel mehr Fahrgästen genützt als die Südbahn –deshalb, weil sie besser ausgebaut ist, die Züge schneller und öfter fahren.

Nebenbahnen in Niederösterreich wieder revitalisieren
„Die Einstellung der Nebenbahnen in Niederösterreich – etwa die Donauuferbahn oder die Ybbstalbahn – war keine schicksalshafte Entwicklung, sondern eine falsche Entscheidung der ÖVP“, erklärt Schnabl: „Wir brauchen ein breites Angebot, mit Verbindungen, damit jeder in einer angemessenen Zeit rechtzeitig in die Arbeit kommt.“ Schnabl nennt einige Beispiele, die im Zuge seiner vielen Gespräche an ihn herangetragen wurden:

So habe Schnabl etwa eine junge Frau aus dem Waldviertel erzählt, dass man für eine Strecke, für die man mit dem Auto etwa 15 Minuten benötigt, mit öffentlichen Verkehrsmitteln – inklusive zwei Mal umsteigen – knapp eineinhalb Stunden braucht und es dann auch nicht möglich wäre, acht Stunden täglich zu arbeiten – „weil nämlich kein Bus mehr zurückgeht“, sagt Schnabl: „Mit dem Auto kann man noch bequem im Supermarkt einkaufen und das Kind ohne Stress vom Kindergarten abholen. Hier muss man ansetzen.“

Ein junger Waldviertler braucht für genau 11,1 Kilometer mindestens 56 Minuten mit den Öffis, aber nur 13 Minuten mit dem Auto. „Für viele ist einfach die Fahrzeit entscheidend – denn es geht am Abend oft darum, dass man wenigstens eine Chance haben will, die Kinder in der Früh in die Schule zu bringen, ihnen am Abend vielleicht noch was vorzulesen, mit ihnen Abend zu essen und sie ins Bett zu bringen“, weiß Schnabl: „Deswegen brauchen wir neben einem kostengünstigen Ticket, schnelle und komfortable Verbindungen, damit diese auch angenommen werden. Wir müssen attraktive Angebote bieten, damit die Menschen auch auf die Öffis umsteigen. Solange vielerorts ein Arbeitsweg von 15 Kilometern mit den öffentlichen Verkehrsmitteln bis zu zwei Stunden dauern kann, ist das Angebot zu wenig attraktiv.“

Auch der Langenloiser Gemeinderat Christian Schuh weiß in seiner Region um die Notwendigkeit, endlich den öffentlichen Verkehr auszubauen. „Bei der Einstellung der Nebenbahnen sind nicht die Menschen im Mittelpunkt gestanden, die hier leben und zur Arbeit fahren müssen, sondern man wollte Touristenattraktionen schaffen“, erklärt er, „touristische Angebote schaffen ist wichtig, aber kurze, kostengünstige Arbeitswege für NiederösterreicherInnen sind das Wichtigste. Denn wenn die Anbindungen nicht passen, wird auch der ländliche Raum ausgedünnt. Schlechte Erreichbarkeit einer Region beschleunigt die Landflucht.“

Deswegen sei klar, dass Niederösterreich funktionierenden öffentlichen Verkehr, ausgebaute Straßen, aber auch ein ausgebautes Mobilfunknetz und Breitbandanschluss sowie eine Förderung des Handwerks braucht, sagt Schuh: „Denn es geht dabei nicht nur um die Lebensqualität in ländlichen Räumen, sondern auch darum, dass innovative Start-Ups und renommierte Unternehmen auch da arbeiten können, wo es schön ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man mit einem Unternehmen, das jungen, gut ausgebildeten Menschen Jobs bieten kann, unbedingt im Großstadtmief unterwegs sein will, wenn man auch mit Blick auf den Schneeberg, auf das Voralpenpanorama oder die Waldviertler Blockheide wunderbar arbeiten könnte.“

Für ihn steht fest, dass die Nord-Süd-Verbindungen aus dem Wald- und Weinviertel ausgebaut werden müssen, aber auch regional Verbindungen notwendig sind, dass die Bezirkshauptstädte Horn, Gmünd, Waidhofen an der Thaya und Zwettl mit dem Zug erreichbar sein müssten. „Dazu brauchen wir eine Verbesserung der bestehenden Verkehrsmittel – wie der Franz-Josefs-Bahn, der Kampftalbahn – und eine Reaktivierung der Waldviertel und Donauuferbahn sowie der Strecke Zwettl – Schwarzenau – Waidhofen, wo es derzeit nur Güterverkehr gibt.“ Notwendig sei ebenso ein massiver Ausbau der P&R-Anlagen, aber auch Park&Drive-Anlagen, um Fahrgemeinschaften zu forcieren.

Schuh regt auch eine App an, bei der Öffi-NutzerInnen eine komplette Übersicht über alle Angebote haben.

SPÖ NÖ für kilometerbezogenes Pendlerpauschale
Schnabl spricht sich auch gegen ein ökologisiertes und für ein kilometerbezogenes Pendlerpauschale aus: „Die SPÖNÖ steht an der Seite derer, die oft gar keine andere Möglichkeit haben, als mit dem Auto zu fahren, weil verabsäumt wurde, den ländlichen Raum angepasst an Arbeitsleben bzw. Freizeitvergnügen kostengünstig ans öffentliche Verkehrsnetz anzubinden. Höhere Kosten für PendlerInnen durch eine Besteuerung von CO2 kommen für uns nicht in Frage. Der öffentliche Verkehr muss massiv ausgebaut werden, die Taktverbindungen enger gestaltet und ein leistbarer Zugang ermöglicht werden. Die Pendler aber ohne Chance auf einen Umstieg zur Kasse bitten zu wollen, geht gar nicht. Die Grünen sind herzlich eingeladen, im Flächenbundesland Niederösterreich zu versuchen von einer Ecke in die andere zu fahren. Ich sage nur: 17 Stunden Fahrzeit.“

Die Reform des bestehenden Pendlerpauschales begrüßen wir ausdrücklich, das braucht aber eine sozial gerechtere Verteilung – jene, die ohnehin weniger haben können am Ende nicht noch weniger rausbekommen. Daher spricht sich die SPÖ NÖ für ein kilometerbezogenes Pendlerpauschale aus, weil die jetzige Regelung Menschen mit hohem Einkommen bevorzugt, jene mit niedrigeren Einkommen benachteiligt. Ebenso sei es mit dem Dieselprivileg – keine Mehrbelastung, solange günstigere, bessere Möglichkeiten fehlen. „Sonst hat das keinen Lenkungseffekt, sondern ist eine Abzocke der Klein- und Mittelverdiener“, sagt Schnabl. Den Pilotversuch mit 140 km/h auf der Autobahn bezeichnet er als „Showeinlage“ der FPÖ, die der Vergangenheit angehören sollte. Die Bemühungen der Verkehrsministerin, wieder Bewegung in das Thema der verpflichtenden Abbiegeassistenten zu bringen und einzuführen, halte Schnabl für wichtig: „Es ist wichtig, im Verkehr das Hauptaugenmerk auf die schwächsten Verkehrsteilnehmer zu legen. Das sind Kinder, Fußgänger und Radfahrer. Daher muss alles getan werden schnellstmöglich eine Lösung in diesem gefährlichen Bereich herbeizuführen.“

Für die Regionen Niederösterreichs das Beste herausholen
Die Argumente politischer Mitbewerber, wer nicht gegen den Lobautunnel auftrete oder den Ausbau von Straßen im Waldviertel, sei nicht für Umwelt- und Klimaschutz, lässt Schnabl nicht gelten: „In ländlichen Gebieten gibt es keine Straßen- und U-Bahnen – und bei Klima- und Umweltschutz geht es nicht darum, die Uhren soweit zurückzudrehen, als gerade das Rad erfunden wurde. Es geht um den Ausbau des öffentlichen Verkehrs – und unabhängig davon wird es weiter notwendig sein, Fahrten mit dem Auto zu erledigen bzw. wird es immer Regionen und Ortschaften geben, wo man auf das Auto angewiesen ist. Auch hier sind Investitionen notwendig.“ Man dürfe nicht nur von den Gegebenheiten im urbanen Gebiet ausgehen, wo alle zehn Minuten ein öffentliches Verkehrsmittel fährt: „Wir wollen etwa die Elektrifizierung von Bahnlinien vorantreiben, wollen, dass Bahnlinien nicht weiter geschlossen bzw. wieder revitalisiert oder Akkuzüge ausgebaut werden. Das wurde bisher versäumt – zum Nachteil zigtausender Menschen sowie der Umwelt und des Klimas.“ Auch die Stellplatzproblematik an den Verkehrsknotenpunkten ist Realität: 260.000 PendlerInnen dürfen sich um 40.000 PKW-Stellplätze raufen.

Foto: SPÖ NÖ / Herbert Käfer

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