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Ein Regionalitäts-Check von Haferflocken und Birchermüsli in niederösterreichischen Supermärkten bringt ernüchternde Ergebnisse hinsichtlich der Herkunft. Landwirtschaftskammer NÖ-Präsident Johannes Schmuckenschlager, Präsident des Österreichischen Bauernbundes Georg Strasser und die stellvertretende Landjugend-Landesleiterin Magdalena Polsterer fordern mehr Transparenz und eine klare und lückenlose Herkunftskennzeichnung

LK NÖ-Präsident Johannes Schmuckenschlager, Stv. LJ-Landesleiterin Magdalena Polsterer und Bauernbund-Präsident Georg Strasser    Foto: © LK NÖ/Georg Pomassl

Haferflocken und Müsli sind ein wichtiger Bestandteil im Frühstück der Österreicher. Wer sich bewusst ernährt, achtet immer öfter auch auf die Herkunft seiner Lebensmittel. Gerade bei Getreide gehen viele Konsumenten oft automatisch davon aus, dass es aus Österreich kommt. Ein Regionalitäts-Check von Landwirtschaftskammer NÖ, Bauernbund Österreich, Verein Wirtschaften am Land und Landjugend NÖ hat allerdings gezeigt, dass das oft ein Irrglaube ist. Wegen fehlender Kennzeichnung lässt sich im Geschäft zudem leider kaum herausfinden, ob man nun ein österreichisches Produkt in Händen hält oder nicht. „Die Ergebnisse sind miserabel. Bei nur 20 Prozent der untersuchten Haferflocken war Österreich als Herkunftsland angegeben. Beim Müsli stammen gar nur bei einem einzigen der getesteten Produkte die Haferflocken aus Österreich“, ist Landwirtschaftskammer NÖ-Präsident Johannes Schmuckenschlager über die schlechte Nachvollziehbarkeit entsetzt. Bei den restlichen Haferflockenprodukten stammt der Hafer aus Deutschland, Dänemark, Finnland, Schweden, Polen oder Litauen. Diese Angaben machten die Hersteller bzw. Händler auf explizite Nachfrage der Store-Checker, denn oft ist am Etikett lediglich „Hafer aus EU/nicht EU“ angegeben, jedoch nicht das konkrete Herkunftsland. Bei einem überprüften Produkt gibt es trotz Nachfrage gar keine Information über das Ursprungsland.

AMA-Gütesiegel auf Getreide ausweiten
Für Verwirrung sorgt eine bekannte Eigenmarke: Auf der Verpackung prangt plakativ die Aufschrift „Abgepackt in Österreich“, noch dazu mit rot-weiß-roter Andeutung. Drin ist aber nicht immer heimischer Hafer. Je nach Verfügbarkeit kommen die Haferflocken aus Österreich und Deutschland. „Wie bei vielen anderen Produktgruppen bedeutet auch bei Haferflocken oder Müsli eine rot-weiß-rote Fahne auf der Verpackung oder auf dem Preisschild nicht automatisch, dass der Hafer aus Österreich stammt. Die Herkunftsangabe ist in diesem Fall nicht transparent, die Konsumenten werden in die Irre geführt“, sagt Schmuckenschlager und sieht den Schlüssel für lückenlose Transparenz in der Ausweitung der Herkunftskennzeichnung: „Wir drängen schon lange auf eine durchgängige und nachvollziehbare Kennzeichnung der Lebensmittelherkunft. Eine zentrale Maßnahme muss hier die Ausweitung des staatlich anerkannten AMA-Gütesiegels auf neue Produktgruppen sein, im konkreten Fall auf Getreide und Getreideprodukte wie Backwaren.“ Bauernbund-Präsident Georg Strasser betont: „Es darf nicht Regionalität suggeriert werden, wo keine drin ist. Wir brauchen definitiv mehr Transparenz beim Frühstücksmüsli. Es gilt den Mehrwert des AMA-Gütesiegels zu nutzen. Wer Hafer aus Österreich kauft, bekommt garantiert mehr Artenvielfalt und höchste Sorgfalt beim Pflanzenschutzmitteleinsatz.“

Keine Glyphosat-Rückstände bei Hafer aus Österreich
Beim breit angelegten Regionalitäts-Check wurden elf Haferflocken-Produkte auf Glyphosat-Rückstände untersucht. Strasser erklärt: „Österreichische Lebensmittel weisen keinerlei Glyphosat-Rückstände auf. Solche Rückstände konnten wir aber bei zwei Produkten aus der EU, wenn auch nur in Spuren und deutlich unter den Höchstgrenzen, nachweisen. In der EU gelten für Pflanzenschutzmittel strengste Auflagen, Österreich geht hier noch weiter. Um mit Lebensmitteln nicht in Berührung zu kommen, darf Glyphosat bei uns nur vor der Saat oder nach der Ernte angewendet werden. Wer heimisches Müsli kauft, kann sich also auf allerhöchste Qualitätsstandards verlassen.“

Teilnahme am ÖPUL bestätigt österreichischen Weg
„Bereits jetzt nehmen mehr als 80% der Bäuerinnen und Bauern freiwillig am Österreichischen Programm für umweltgerechte Landwirtschaft teil. Unsere ökosoziale Agrarpolitik als Vorzeigemodell in Europa zu etablieren, ist mit dieser GAP-Reform gelungen. Wer regional kauft, kauft somit ein Ticket für Vielfalt. Wer regional kauft, kauft gleichzeitig Kulturlandschaft, beste Qualität, Klimaschutz und Artenreichtum“, sind sich Strasser und Schmuckenschlager einig.

Bewusst regional einkaufen
Die stellvertretende Landesleiterin der Landjugend NÖ Magdalena Polsterer betont: „Als größte Jugendorganisation im ländlichen Raum finden wir es sehr schade, dass Produkte, die in hoher Qualität von unseren Bauern produziert werden, in großen Mengen importiert werden. Um wirklich sicher sein zu können, woher die verarbeiteten Produkte kommen, muss man hohen Aufwand betreiben. Es wäre wünschenswert, dass auch in fertig verpackten Müslis vermehrt österreichische Produkte verarbeitet werden.“ Wirklich sicher sein kann man sich beim bäuerlichen Direktvermarkter ums Eck. „Wer regional kauft, schützt die Umwelt durch kürzere Transportwege. Außerdem achtet man bei uns in Österreich besonders darauf, der Natur Lebensraum zu lassen. Wer österreichische Produkte kauft, kauft damit mehr Biodiversität und Lebensraum für die Natur“, so Polsterer.

Ergebnisse im Detail
In ganz Niederösterreich wurden in je 12 Lebensmittelgeschäften pro Viertel 33 unterschiedliche Marken Haferflocken und 11 unterschiedliche Marken Birchermüsli untersucht.

Ergebnisse Haferflocken:

  • Von den 33 unterschiedlichen Marken Haferflocken war bei nur 7 Produkten (21 %) nachweislich Österreich als Herkunftsland angegeben.
  • 20 der 33 untersuchten Proben (61 %) sind Bio-Produkte. Alle 7 Produkte mit nachweislicher österreichischer Herkunft des Hafers sind Bioprodukte.
  • Bei den 25 Haferflockenprodukten (76 %) stammt der Hafer aus Deutschland, Dänemark, Finnland, Schweden, Polen oder Litauen.
  • Bei 1 Produkt konnte über die Herkunft des Hafers gar kein Nachweis eruiert werden.
  • Bei 9 von 33 Haferflockenmarken musste die Herkunft des Hafers beim Hersteller bzw. Händler nachgefragt werden, da lediglich „Hafer aus EU/nicht EU“ angegeben war.
  • Bei 1 Produkt wurde eine für den Konsumenten irreführende Kennzeichnung auf der Vorderseite der Verpackung festgestellt – der Hinweis „Abgepackt in Österreich“ bedeutet nicht, dass auch die Haferflocken aus Österreich stammen.
  • Bei diesem Produkt sind die Haferflocken je nach Verfügbarkeit aus Österreich oder Deutschland.
  • Wie bei vielen anderen Produktgruppen bedeutet auch bei Haferflocken eine rot-weiß-rote Fahne auf der Verpackung oder auf dem Preisschild nicht automatisch österreichische Herkunft.

Ergebnisse Birchermüsli:

  • Beim Frühstücksmüsli ergab der Test ein noch schlechteres Ergebnis als bei den Haferflocken: Nur bei 1 einzigen (9 %) von den 11 getesteten Produkten stammen die Haferflocken im Müsli nachweislich aus Österreich.
  • Bei 7 der getesteten Müslis (64 %) stammen die Haferflocken aus Deutschland, Finnland oder Schweden.
  • Der Anteil an Bioprodukten beim Müsli liegt bei 64 % und damit in einem ähnlichen Bereich wie bei den Haferflocken.
  • Bei 3 Produkten (27 %) konnte das Herkunftsland der Haferflocken nicht eruiert werden. Hier konnte die Angabe am Etikett Hafer aus EU/nicht EU nicht konkret nachvollzogen werden.
  • Bei 10 von 11 Müslis musste die Herkunft der Haferflocken beim Hersteller bzw. Händler nachgefragt werden, da lediglich „Hafer aus EU/nicht EU“ angegeben war. Damit gibt es beim Müsli noch weniger Transparenz als bei Haferflocken.

Ergebnisse Glyphosatuntersuchung:

  • In 2 von 11 Haferflocken-Produkten wurden Glyphosatrückstände nachgewiesen:
  • Der Hafer dieser 2 Proben kommt vornehmlich aus den nördlichen Produktionsländern (Deutschland, Dänemark, Finnland, Schweden, Polen, Litauen), wo die Anwendung von Glyphosat nicht so dezidiert ausgeschlossen werden kann wie in Österreich.
  • Bio Produkte sind glyphosatfrei.

 

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