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Ende Jänner 1901 wurde mit der Fertigstellung des Elektrizitätswerks Amstetten Lokalgeschichte geschrieben. Was hat sich verändert, was ist in all den Jahren gleichgeblieben? Ein Rückblick mit Vorschau.

AMSTETTEN. Es war eine mutige Entscheidung des Amstettner Gemeindeausschusses am Ende des 19. Jahrhunderts, denn: Ein Elektrizitätswerk soll für die Stadt gebaut werden. Am 30. August 1899 fiel der Beschluss zum Bau des damals größten Wasserkraftwerks in Niederösterreich. Kostenpunkt: 350.000 Gulden – ein Vermögen, welches einer heutigen Summe von rund fünf Millionen Euro entspräche.

Stadtwerke-Direktor Jürgen Hürner, Kraftwerksleiter Hermann Innerhuber, Stadtrat Heinz Ettlinger, Bgm. Christian Haberhauer. Stehend bei einem Laufrad des Kraftwerks, welches von 1932 bis 1987 270 Millionen kWh erzeugt hat.

Im Beschluss des Gemeindeausschusses 1899 wurde der Grundsatz beschlossen, dass das Kraftwerk „der Förderung des Gemeinwohls, des materiellen Fortschrittes und der Erhöhung des Ansehens der Stadt“ dienen solle. Bewusst wollte man bei den BürgerInnen Amstettens einen sehr niedrigen Strompreis ansetzen.

Die Bauarbeiten begannen am 02. Jänner 1900 und nur ein Jahr später, am 26. Jänner 1901, wurde der „Schalter“ erstmals umgelegt. Plötzlich brannte um 18 Uhr im Gemeindesitzungssaal aus elektrischem Strom betriebenes Licht. Anschließend begab sich die aufgeregte Festgesellschaft auf den Hauptplatz und auch dort erstrahlte die Innenstadt Amstetten erstmals im Lichterglanz der damaligen Bogenlampen – alles im Beisein und Staunen der lokalen Bevölkerung.

Amstetten wurde elektrifiziert
Das Versorgungsgebiet umfasste ursprünglich die bewohnten Straßen im Ortskern Amstettens. Die Erzeugung elektrischen Stroms war der günstigen, geografischen Lage Amstettens geschuldet, da der Ybbsfluss aufgrund seines Gefälles wie für die Energieerzeugung durch Wasserkraft geschaffen war.

Bereits 1905 wurde die Anschaffung eines vierten Aggregats zur Erhöhung der Produktionsmenge beschlossen. Der Fortschritt der Elektrifizierung in der Stadtgemeinde Amstetten und aller hiesigen Fabriken und Unternehmen erzeugte einen Hunger nach Strom, der gestillt werden wollte.

Ein Hunger, der auch heute noch gestillt werden möchte. Am besten durch erneuerbare, umweltfreundliche Energie, wie Amstettens heutiger Bürgermeister Christian Haberhauer feststellt: „Mit dem 120-jährigen Bestandsjubiläum des Kraftwerks in Amstetten blicken wir nicht nur auf ein spannendes Stück gemeinsamen Weges, sondern auch in die Energiezukunft unserer Stadt. Diese Vorreiterrolle im Energiebereich führen wir auch jetzt aktiv weiter, die Stadt Amstetten setzt sehr stark auf die Nutzung modernder, innovativer und nachhaltiger Energieformen!“

Das Elektrizitätswerk Amstetten war ein wesentlicher Treiber der regionalen Entwicklung. Bereits Anfang der 1930er-Jahre waren 20 Gemeinden und 68 Ortschaften an das städtische Stromnetz angeschlossen. Am 01. April 1940 wurden durch die Zusammenlegung des Elektrizitätswerks mit der Amstettner Ziegelei und dem Wasserwerk die „Stadtwerke Amstetten“ gegründet.

Und noch heute beschäftigen sich die Stadtwerke Amstetten zeitgemäß mit dem Thema Stromproduktion, wie Kraftwerksleiter Hermann Innerhuber erklärt: „Die Energiewende wird uns in Zukunft vor große Herausforderungen stellen. Strom aus Wasserkraft wird in Österreich weiterhin eine unverzichtbare Säule der Energiezukunft sein. Hierzulande hat sie mit rund 60% den größten Anteil an den Energieträgern.“

Hermann Innerhuber ist seit über 20 Jahren Referatsleiter und für das Kraftwerk, Technik sowie die Parameterisierung des Leitsystems verantwortlich. Seine Karriere hat er bei den Stadtwerken als Elektriker-Lehrling begonnen, er arbeitete als Monteur im Maschinendienst und Schaltwärter und nutzte die laufenden Weiterbildungsmöglichkeiten im Betrieb. „Bei den Stadtwerken Amstetten endet der berufliche Weg nicht nach Abschluss der Lehre“, stellt Hermann Innerhuber den Umstand fest, dass dem Menschen prinzipiell alle Möglichkeiten und Funktionen offenstehen, auch wie im Falle Innerhubers, eine Position im Management.

Der für Finanzen und den Stadtwerke-Betrieb zuständige Stadtrat Heinz Ettlinger freut sich besonders über das Jubiläum: „Das Kraftwerk produziert unermüdlich elektrischen Strom für den Wirtschaftsstandort Amstetten. Die hohe wirtschaftliche Leistungsfähigkeit geht stets mit Wachstum und Wohlstand einher! Außerdem bietet dieser stadteigene Betrieb durch seine Lehrlingsausbildung jungen, interessierten Menschen eine hervorragende Ausbildung und gibt ihnen großartige Perspektiven am Arbeitsmarkt.“

Das 120jährige Jubiläum des Kraftwerks Amstetten und die damit verbundene Geburt der Stadtwerke Amstetten lassen den Auftrag des Unternehmens gut erkennen: Für Amstetten und das Umland vorausschauend handeln, wirtschaften und produzieren. Heutige Entscheidungen werden für aussichtsreiche Perspektiven in der Zukunft getroffen, wie Stadtwerke-Direktor Jürgen Hürner abschließend feststellt: „Das Elektrizitätswerk zeigt als Jahrhundertbauwerk eindeutig den großen Pioniergeist der Amstettner. Beherzt und couragiert hat man auf Technologie gesetzt, die zu dieser Zeit noch nicht weit verbreitet war.“

„Genau diese Mentalität“, fährt Jürgen Hürner fort, „dient uns heute als Vorbild: Es wird auch zukünftig erforderlich sein, mutige Entscheidungen zu treffen um Herausforderungen wie die Abwendung des Klimawandels zu meistern.“

Stadtwerke-Direktor Jürgen Hürner, Kraftwerksleiter Hermann Innerhuber, Bgm. Christian Haberhauer, Stadtrat Heinz Ettlinger. Im Hintergrund das Amstettner Elektrizitätswerk in ganzer Pracht.

Heute konzentriert sich das Versorgungsunternehmen in der Unternehmenssäule „Energiezukunft“ der Energieerzeugung neben der Stromproduktion aus Wasserkraft vor allem auf die Errichtung von Photovoltaikanlagen und dem Ausbau der benötigten Infrastruktur für die Elektro-Mobilität.

Das Wasserkraftwerk produziert gegenwärtig rund 15 Millionen kWh Strom im Jahr. In den 120 Jahren des Betriebs wurden insgesamt 1.200 Millionen kWh Strom erzeugt.

Fotos: © 2021 STADTwerke Amstetten, Michael Permoser

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