„digi4KMU“: Niederösterreich unterstützt Betriebe mit 10 Millionen Euro beim digitalen Wandel

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Wirtschaftskammer NÖ-Präsident Wolfgang Ecker, Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Digitalisierungs-Landesrat Jochen Danninger präsentierten die Förderaktion „digi4KMU“. (v.l.n.r.) Foto: © NLK Filzwieser
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Im Rahmen einer Pressekonferenz im Landhaus in St. Pölten präsentierte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner gemeinsam mit Digitalisierungs-Landesrat Jochen Danninger und Wolfgang Ecker, Präsident der Wirtschaftskammer Niederösterreich, das Digitalisierungspaket „digi4KMU“, deren Fokus auf kleinen und mittleren Betrieben, Gründern und Startups liegt.

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner betonte, dass die vergangenen Wochen und Monate den digitalen Wandel in Gesellschaft und Wirtschaft massiv beschleunigt hätten. Digitale Kommunikationsformen und Online-Shops hätten aufgrund von Ausgangsbeschränkungen und Geschäftsschließungen einen Boom erlebt, führte sie aus, dass die Menschen auf diese zurückgegriffen hätten, um mit Familien und Freunden in Kontakt zu bleiben, aber auch um Geschäftstätigkeiten weiterhin möglich zu machen und den Betrieb aufrecht zu erhalten.

In Niederösterreich setze man seit vielen Jahren Initiativen, um den digitalen Wandel zu begleiten, führte die Landeshauptfrau etwa die Maßnahmen zur Unterstützung von Betrieben gemeinsam mit der Wirtschaftskammer und der Industriellenvereinigung unter dem Motto „Wirtschaft 4.0“ im Jahr 2015 an. Im Jahr 2017 und 2018 habe man „unglaubliche Schritte“ gesetzt: „2017 haben wir eine ressortübergreifende Stelle im Land Niederösterreich eingerichtet, in der alle Maßnahmen im Bereich der Digitalisierung geplant und umgesetzt werden: die Geschäftsstelle für Digitalisierung.“ Im Jahr 2018 habe man die Digitalisierungsstrategie beschlossen, deren Herzstück das „Haus der Digitalisierung“ sei. „Das ist derzeit noch ein virtuelles Haus zur Vernetzung von Industrie und Forschung mit Einbindung der Bevölkerung, es wird aber auch ein physisches Haus in Tulln errichtet“, so Mikl-Leitner.

Um herauszufinden, wie sehr diese Maßnahmen greifen, habe man in Kooperation mit der Wirtschaftskammer Niederösterreich eine Studie in Auftrag gegeben, informierte die Landeshauptfrau, dass das zentrale Ergebnis dieser sei, dass das Wissen über die Wichtigkeit der Digitalisierung bei vielen Betrieben angekommen sei. „76 Prozent der befragten niederösterreichischen Unternehmen geben an, dass für sie Digitalisierung bereits eine Selbstverständlichkeit ist. Mehr als 13 Prozent davon sehen sich sogar als digitale Frontrunner. 62 Prozent der Betriebe geben an, bereits heute Pilotprojekte im Bereich Digitalisierung zu realisieren“, so Mikl-Leitner.

Mit der Corona-Krise habe die Digitalisierung noch mehr an Bedeutung gewonnen und sie werde auch in Zukunft noch mehr an Bedeutung gewinnen, erläuterte die Landeshauptfrau, dass man sich als nächstes Ziel gesetzt habe, kleine und mittlere Betriebe, Gründer und Startups noch intensiver beim Ein- und Umstieg in die digitale Welt zu unterstützen. Mit einem eigenen Maßnahmenpaket fördere man nicht nur Beratungsleistungen, sondern helfe auch bei der Erstellung und Umsetzung eines Digitalisierungskonzeptes, „damit unsere Betriebe und ihre Mitarbeiter noch zukunftsfitter werden“, so Mikl-Leitner.

Das Digitalisierungspaket mit dem Titel „digi4KMU“ enthält dabei drei konkrete Maßnahmen: Zum ersten können Betriebe einen digi-Assistenten anfordern, um in Beratungsgesprächen Ansatzpunkte der Digitalsierung im jeweiligen Unternehmen zu identifizieren. „Wir fördern diese Beratungsleistungen im Umfang von bis zu 60 Stunden und 3.300 Euro“, so die Landeshauptfrau. Zum zweiten fördere man auch die Erstellung von digi-Konzepten, und zwar mit 50 Prozent bis zu 25.000 Euro. Dabei solle sich für Betriebe insbesondere die Fragestellung klären, was die Digitalisierung für einen Mehrwert für sie, ihre Mitarbeiter und die Gesellschaft bringe, so Mikl-Leitner. „Die Konzepte müssen auch umgesetzt werden“, führte die Landeshauptfrau aus, dass zum dritten auch digi-Investitionen unterstützt werden, also die konkrete Umsetzung und Implementierung von Digitalisierungsmaßnahmen im Betrieb. Die Förderhöhe beträgt dabei auch 50 Prozent und bis zu 25.000 Euro. „Es sind also in Summe bis zu 53.300 Euro Förderung pro Betrieb, die von einem Betrieb abgeholt werden können“, informierte die Landeshauptfrau, dass seitens des Landes Niederösterreich dafür rund 10 Millionen Euro investiert werden.

Mit der Förderaktion digi4KMU wolle man die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe stärken sowie Wertschöpfung und Arbeitsplätze sichern, so die Landeshauptfrau, die sich bei Landesrat Danninger und Wirtschaftskammer-Präsident Ecker für die Erarbeitung des Digitalisierungspaketes bedankte.

Landesrat Jochen Danninger ergänzte, dass die Basis für den digitalen Wandel eine gut ausgebildete digitale Infrastruktur in bestmöglicher Qualität sei. Während des Lockdowns seien in Niederösterreich täglich um rund 30 Prozent mehr Daten verbraucht worden als zuvor. Um für die digitale Zukunft gerüstet zu sein, investiere man in die Datenleitungen, erinnerte der Landesrat daran, dass kürzlich mit den Gemeinden weitere 100 Millionen Euro für Investitionen in den nahezu flächendeckenden Breitbandausbau freigemacht worden seien.

Gerade jetzt in der Corona-Krise heiße es für die Wirtschaft in Niederösterreich „vorauszuplanen“, führte Danninger aus, dass viele Betriebe alles unternehmen, um gestärkt aus der Krise zu kommen. Mit dem Digitalisierungspaket wolle man ihnen „den richtigen Hebel“ in die Hand geben. Der digi-Assistent in Kooperation mit der Wirtschaftskammer zeige die Möglichkeiten auf, die die Digitalisierung einem Unternehmen bietet. Zum zweiten Förderschritt, der Erarbeitung von neuen digi-Konzepten, sagte der Landesrat: „Hierbei werden Strategien oder Planungen für gezielte Vorhaben erarbeitet. Also auch Geschäftsprozesse analysiert und die Einpassung von Digitalisierungsprozessen in den jeweiligen Betriebsablauf in konkrete Konzepte gefasst. Denn in welchem Umfang und in welchen Bereichen digitale Technologien im Unternehmen sinnvoll eingesetzt werden können, muss genau ausgearbeitet werden.“

Die digi-Investition sei dazu da, um den Einsatz von digitalen Technologien in Niederösterreich voranzutreiben: „Gefördert werden Investitionen, die direkt den digitalen Wandel der Unternehmen vorantreiben. Dazu zählen beispielsweise die Anschaffung von Hard-und Software-Lösungen oder Laser-, 3D-Druck-Systeme“. Zum Beispiel könnte ein Tischler mit dieser Förderschiene eine Webseite entwickeln, wo seine Produkte in 3D gezeichnet werden können. Diese Daten werden automatisch verarbeitet und direkt auf die Schneid- und Fräsmaschinen übertragen. „Für die Realisierung größerer Digitalisierungsprojekte gibt es die Möglichkeit einer Haftung der landeseigenen NÖBEG“, so Danninger.

Zu der von Mikl-Leitner zitierten Studie sagte der Landesrat, dass diese belegt habe, dass man bis dato mit den Maßnahmen im Bereich der Digitalisierung richtiggelegen sei. Bei den befragten Industrieunternehmen habe sich im Vergleich mit der Vorgängerstudie aus dem Jahr 2016 eine erfreuliche Entwicklung gezeigt, führte Danninger aus: „Die Anzahl der Pilotprojekte hat sich von 15 Prozent auf über 64 Prozent mehr als vervierfacht. Der Austausch mit Partnern hat sich von 24 Prozent auf 70 Prozent beinahe verdreifacht. Und die Zahl der Forschungsprojekte hat sich von 11 Prozent auf knapp 30 Prozent ebenso annähernd verdreifacht.“

Wirtschaftskammer-Präsident Wolfgang Ecker freute sich, dass die bewährten TIP-Beratungsförderungen nunmehr Teil der neuen Förderaktion digi4KMU sind: „Wir sehen schon seit einigen Jahren, dass bei den geförderten Beratungen unserer Technologie- und Innovationspartner (TIP) der Schwerpunkt immer stärker auf der Digitalisierung liegt.“ Im Vorjahr seien insgesamt 431 Innovations-Beratungen mit einem Volumen von 600.000 Euro gefördert worden, etwa 40 Prozent dieser Beratungen seien dem Themenbereich Digitalisierung zuzuordnen.

„Durch die Krise hat sich gezeigt, wie wichtig die Digitalisierung ist“, betonte Ecker, dass diese nun viel stärker als vor der Krise angedacht voranschreiten werde. Der digi-Assistent werde über die TIP abgewickelt und dieser werde auf die nächsten Schritte vorbereitet, meinte der Wirtschaftskammer-Präsident, dass in 60 Stunden Beratung Etliches auf die Füße gestellt werden könne. Er sei davon überzeugt, dass es Ergebnisse mit praktischem Nutzen geben werde.

Nähere Informationen: http://noe.gv.at/digi4kmu

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